Vorsicht Eiswürfel!
Irgendwann ist es im Leben eines Reisenden so weit: Man wird krank und ein Arztbesuch ist unumgänglich. Für mich war es immer der absolute Super-GAU - Krankheit im Urlaub. Bei jedem Auslandsaufenthalt war ich super vorsichtig (z.B. keine Eiswürfel, kein ungewaschenes/ ungeschältes Obst, ...), doch eines Tages war es so weit: ich wurde krank.
Blasenentzündung.
Die Mädels, die schon mal damit zu tun hatten, wissen genau wie besch** das ist. Krämpfe, Schmerzen, Stress und Klo.
Panik im Busbahnhof
Unglücklicherweise ist meine Blase auf die grandiose Idee gekommen sich krank zu melden, als wir in Sri Lanka waren. Genau genommen saßen wir in Nuwara Eliyah im Bus (ganz genau genommen saß Basti im Bus und ich auf dem Klo).
Es war halb 6 am Morgen im Hochland von Sri Lanka, es war kalt und es nieselte. Ich fand mich auf der Toilette (besser gesagt: Loch im Boden!!) wieder - zum fünften Mal innerhalb von 15 Minuten und ich musste mir eingestehen, dass ich einen Arzt und Medikamente brauchte. Der Gedanke daran führte dazu, dass ich Panik bekam und erstmal in Tränen ausbrach.
Ich hatte mich auf der Hinfahrt schon so komisch gefühlt, musste ständig zur Toilette. Es war wahnsinnig unangenehm, da wir eine ca. 8 Stunden lange Busfahrt geplant hatten - für eine Strecke von etwa 200 km. Wir waren in Batticaloa eingestiegen, hatten in Ella den Bus gewechselt und bis ins Hochland nach Nuwara Eliyah gefahren. Ab Ella musste ich mehrfach beim "Kassierer" anfragen, ob wir halten könnten, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. (In Sri Lanka läuft immer jemand durch die Reihen und kassiert die zugestiegenen Fahrgäste ab - egal wie voll der Bus ist!) Der hat sich jedes Mal nur widerwillig dazu bereit erklärt auf mich zu warten, was meinen Stresspegel noch um einiges erhöhte. Nach jedem Toilettengang war ich darauf gefasst, dass der Bus nicht mehr dort stand, sondern ohne mich weitergefahren war.
Irgendwie sind wir irgendwann in Nureliyah angekommen und mir ging es wieder richtig gut, so dass ich überhaupt nicht mehr an die Zwischenfälle auf der Hinfahrt gedacht habe. Bis zum Abreisetag ...
An diesem Morgen in Nureliyah forderten wir beim Fahrer unsere Rucksäcke zurück - das Fahrtgeld sahen wir natürlich nicht wieder - und marschierten los. Direkt am Busbahnhof hatte ich eine Apotheke ausfindig gemacht und versuchte dort ein Antibiotikum zu kaufen, doch der Apotheker lies nicht mit sich reden: ich brauchte ein Rezept. Er schickte mich in eine Praxis, die ein paar Straßen weiter lag. Unglücklicherweise war es viel zu früh und die Praxis war nur mit Sprechstundenhilfen besetzt. Es machte die Situation nicht besser und es fühlte sich an wie der schlimmste Tag in meinem Leben.
Fremdes Land.
Fremde Sprache.
Fremde Hygienevorschriften.
Luxus? Fehlanzeige...
Zum Glück konnten wir in der Praxis sitzen und warten bis der Arzt da bzw. empfangsbereit war.
Den einen Weg, nämlich den zur Toilette, nahm ich einige Male und er führte an dem Sprechstundenzimmer vorbei. Das eine oder andere Mal konnte ich eine Patienten-Behandlung inklusive Impfung durch das offene Schiebefenster beobachten. Fand ich ziemlich verstörend, wo in Deutschland so was doch immer so abgeriegelt ist.
Die Toilette lies auch zu wünschen übrig, aber immerhin war es kein Plumpsklo, wie der Hinterhof es zu vermuten lies... Wohlfühlen war trotzdem nicht angesagt.
Horrorszenarien vom Feinsten
Nach einiger Zeit des unsäglichen Selbstmitleids wurde ich zum Doktor herein gerufen.
Ich hatte mir zuvor sämtliche Horrorszenarien ausgemalt - ich muss ins Krankenhaus, ich bekomme eine Spritze, ich kann nicht weiter Reisen, ich muss sofort nach Deutschland, die Behandlung kostet hunderte von Euro, der Arzt spricht nur singalesisch/ tamil usw usw.
Doch zu meinem Erstaunen saß dort eine zierliche Frau die auf mich wartete. Sie begrüßte mich auf Englisch und - siehe da! - sie verstand mich super gut. Ich erklärte ihr die Symptome und fügte hinzu, dass ich quasi schon abgereist sein wollte. Sie verzichtete auf den Urin-Test, da ich dazu noch einen Tag länger bleiben müsste. Stattdessen stellte sie ein Rezept aus, mit dem ich zur Apotheke ging. Lächerliche 1,10€ habe ich für das Antibiotikum mit Vitamin C Tabletten bezahlt.
Und die Arztkosten? Ich war fast gewillt ein großzügiges Trinkgeld zu geben, denn die Behandlung hat gerade einmal 4€ gekostet.
Ich lebe noch!
Ich war so erleichtert! Und mit dem Antibiotikum ging es mir schnell wieder besser, so dass wir die Reise unbeschwert fortsetzen konnten. Lediglich unsere Route haben wir geändert, damit ich nicht wieder 8 Stunden im Bus sitzen muss - für den Fall, dass es doch wieder schlimmer wird ;-)
Die ursprüngliche Fahrt ab Nureliyah sollte uns nach Tangalle bringen, wo man mit etwas Glück Schildkröten sehen kann, die an Land kommen um ihre Eier abzulegen. Doch 8 Std Bus wären einfach zu viel gewesen und so entschieden wir uns wieder zurück nach Kandy zu fahren - mit dem Zug. Die Strecke gehört übrigens zu den schönsten Bahnstrecken in Sri Lanka und ist wirklich sehenswert. Man fährt ganz holprig und umgeben von Urwald, Teeplantagen und Nebel von Nanu Oya nach Kandy und von dort weiter nach Colombo. Auf dem Weg sahen wir sogar etliche entgleiste Wagen, die irgendwo am Abgrund hingen. Vermutlich hatten sie sich so verkeilt, dass sie einfach nicht abtransportiert werden konnten. Die meisten davon waren offensichtlich schon ziemlich lange dort und total bemoost oder zugewuchert. Ich hätte unglaublich gerne ein Foto geschossen, aber sie kamen dummerweise immer so überraschend, dass es uns nicht gelungen ist.
Von Kandy aus führte es uns nach Colombo und Step für Step in den Süden der Insel. Leider nicht mehr bis nach Tangalle.
Immerhin konnten wir einige Tage später in Bentota unser Lager zwischen zwei Palmen aufhängen und es uns gut gehen lassen. :-)
Fazit
Ich hatte Panik ohne Ende und mir sämtliche gruseligen oder schrecklichen Momente in diesem Behandlungszimmer ausgemalt.
Fragen, Wünsche, Anregungen? ... leave a comment!
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