Schattenseiten einer Reise

Ich habe ein bisschen Respekt diesen Beitrag zu veröffentlichen... Urlaub soll etwas Schönes sein und niemand möchte etwas über die negative Seiten wissen.

Doch irgendwie lässt mich das Thema nicht los, daher möchte meine Gedanken aufschreiben und teilen.


Ein Traum mit Kehrseite

Natürlich ist es das Schönste auf der Welt in einer Hängematte, aufgehängt an zwei Palmen, an einem weißen Sandstrand zu liegen. Einen Cocktail mit Schirmchen in der einen Hand, ein gutes Buch in der anderen.

Paradiesischen Bilder dieser Art wünscht sich jeder.

Für die Low-Budget-Reisenden bedeutet es, dass sie Reisen buchen, die sie in Länder wie Thailand, Vietnam, Phillipinen, Sri Lanka, … führen. Die Liste kann beliebig weiter geführt werden.

Doch besonders diese (sehr armen) Länder haben neben den wunderschönen Sandstränden, umrahmt von Palmen, mit türkis-blauem Wasser, eine Kehrseite. Die Kehrseite ist vielen Menschen überhaupt nicht bewusst (war es mir auch lange Zeit nicht).

Wenn die Realität ans Tageslicht kommt

Meine erste Fernreise ging nach China.

Natürlich hatte ich mich informiert, was mich in China erwartet. Ich hatte Filme und Bilder angeschaut, Erfahrungsberichte und Auslandsknigge gelesen. Man erwartet eine extrem moderne, saubere Stadt mit ebenso modernen Bewohnern.

Die Realität sah nun doch verblüffend anders aus.

Normalität in einer Millionen-Metropole

Obwohl ich mich in Shanghai befand, gab es so viel Armut, so viel Verschmutzung und so viel Rücksichtslosigkeit. Das alles genau eine Straße entfernt von unsäglichem Reichtum (Gucci, Prada, Louis Vuitton, Apple, ... Geschäfte, die um die Wette leuchten), sowie wirtschaftlichem und technischem Fortschritt.

Jeder kennt die Bilder der unglaublichen Skyline von Shanghai. Ich hatte sie nach ein paar Monaten unzählige Male gesehen und doch war ich immer wieder überwältigt. Wenn ich den Financial Tower aus meinem Zimmer in der XiZangLu beobachtet habe, brach immer eine absolute Faszination in mir aus. So viel Fortschritt auf so einem kleinen Fleck.

Und tatsächlich: aus der Ferne sieht alles perfekt aus. Schaute ich aber aus meinem Zimmerfenster auf die Straße, sah ich die Shikumen, in denen ganze Familien in mehreren Generationen zusammengepfercht in kleinen Wohnungen wohnten. Ein Badezimmer teilen sich dort sogar mehrere Familien. Ich selber hatte es gut - in meinem 36-stöckigen Gebäude war genug Platz, auch wenn mein Zimmer sehr klein war. Zwei Straßen weiter wuschen sich die Menschen am Waschbecken auf der Straße. Und sie wuschen sich nicht nur an diesem Außenwaschbecken, sondern kochten und aßen auch dort.

Die Straße war so dreckig, dass ich mir bald abgewöhnt habe Flip-Flops oder Sandalen zu tragen. Nach einem richtigen Regenguss kam es schon mal vor, dass sich auf den Straßen ganze Seen bildeten, gepaart mit Abwasser, Urin und Schmutz, den die Menschen so auf die Straße kippen. Reintreten wollte man da nicht. Und der Geruch erst! 

Einige Male konnte ich beobachten, wie Menschen sich auf den Gehwegen erleichtert haben.

Ja, in Shanghai! Der Mega-Metropole an der Ostküste Chinas mit 23 Millionen Einwohner!

Damit du nicht auf den Gedanken kommst, dass ich vom Slum oder Vorort von Shanghai spreche, schau dir die Karte an: Ich habe wirklich mittendrin gewohnt.

Tatort Shanghai: Eine Tüte Pommes
Tatort Shanghai: Eine Tüte Pommes

Abgesehen von den extremen Kontrasten zwischen Fortschritt und Armut war für mich die enorme Verschmutzung immer wieder ein richtiger Schlag in den Magen. In Deutschland versucht man so nachhaltig wie möglich zu leben, recycelt alles und jeden, benutzt wenn möglich Papier- oder Stofftüten. Und außerhalb Deutschlands? Besonders in Asien scheint es niemanden so recht zu interessieren, was mit der Welt passiert.

Wenn du schon dein Gebäck einzeln verpackt in Plastiktüten bekommst, oder ... Pommes in Plastiktüten? Selbst den Getränkebecher bei McDonalds bekommst man in – halt dich fest! – einer Plastiktüte! Ich habe mich immer gefragt warum – Ist der Becher undicht? Kann man es dann besser tragen? Verkühlen sich die Menschen regelmäßig die Finger, wenn sie den Becher ohne Tüte tragen?

Besonders erschüttert hat mich eine Situation in Sri Lanka. Es war auf einer Zugfahrt von Kandy nach Colombo. Wir saßen in der dritten Klasse, zwischen einer Familie mit drei Kindern. Die zwei Jungs waren vielleicht 5 und 6. Das Mädchen mag 3 oder 4 gewesen sein. Ein fliegender Händler verkaufte der Mutter 3 Tüten Popcorn, die die Kinder uns großzügig anboten. Als das Mädchen aufgegessen hatte, ging es wie selbstverständlich zum Fenster und lies die kleine Plastiktüte vom Wind davon tragen. Das gleiche tat sie mit den leeren Tüten ihrer Brüder. Ich habe jedes Mal einen Stich verspürt und hatte einen dicken Kloß im Hals. Ich hätte am liebsten die Tüten genommen und in meinem Rucksack bis zum nächsten Abfalleimer getragen, doch wir waren uns einig, dass es nichts bringt. Die Familie würde es nicht verstehen und wer weiß wie sie reagieren.

Sie sind dort mit einer so wunderschönen Natur gesegnet. Die ganze Insel ist toll. Es gibt Regenwälder, Berge und Strände bei denen dir einfach nur der Atem stockt. Doch das Umweltbewusstsein ist nicht oder nur sehr wenig vorhanden.

Plastikflaschen werden nicht recycelt, sie werden im Hinterhof verbrannt…    

Ein kleiner Affe spielt mit Müll
Ein kleiner Affe spielt mit Müll

Ich fühle mich so hilflos, wenn ich darüber nachdenke, wie man es woanders auf der Welt mit dem Umweltschutz hält. Besonders wo mich doch so Naturschönheiten beinahe zum heulen bringen. Doch noch mehr, wenn mir im Meer eine Plastiktüte am Zeh hängt ...

 

Ich könnte ewig so weiterreden, aber es bringt nichts. Man muss die Dinge in die Hand nehmen... Vielleicht werde wir ja eines Tages Umwelt-Experten im asiatischen Raum. Ist doch eigentlich eine schöne Idee für ein Projekt! :-)

 

Fragen, Wünsche, Anregungen? ... leave a comment!

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Kommentare: 2
  • #1

    Alina (Montag, 26 Juni 2017 20:15)

    Hallo Tine, hallo Basti,
    dein Beitrag ist mal wieder ein perfektes Beispiel dafür wie die Medien sowie Zeitschriften uns manipulieren. Wenn man "angebliche" traumhafte beworbene Orte besucht, sieht es meistens in der Realität ganz anders aus. Ich finde deine Bilder sprechen Bände, das mit der Mülltrennung ist leider auch sehr traurig. Ich denke aber auch, dass die Menschen dort andere Probleme haben, als sich über Mülltrennung zu kümmern. Anders in Deutschland, wo ich da auch sagen muss, dass Mülltrennung nicht die Hauptprobleme in Deutschland sein sollten, dort ist bereits auch die Schere zwischen Arm und Reich sehr groß geworden.

    Ich wünsche Dir einen wunderbaren Tag,
    Alina ♥

  • #2

    Tine (Mittwoch, 26 Juli 2017 11:20)

    Liebe Alina,
    vielen Dank für deinen Kommentar.
    Ja du hast absolut recht, die Leute haben andere Probleme als "ein bisschen" Mülltrennung. Leider fehlt der Sinn für die Umwelt so oft und das finde ich schade.
    Und als Tourist ist man ja mehr oder weniger gezwungen es zu unterstützen wie es ist, weil man nicht die Macht hat etwas grundlegend zu ändern. Daran sind, meines Erachtens, die Medien schuld, die uns Reisenden eine verzerrte Realität darstellen.
    Ich hoffe einfach, dass sich das in den nächsten Jahren wenigstens ein bisschen ändert :-)

    Viele liebe Grüße
    Tine